Montag, 12. Dezember 2016

[Rezension] Under Ground von S.L. Grey

Titel: Under Ground
Autor: S.L. Grey
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 14.11.2016
Seiten: 384
Verlag: Heyne
Format: Klappenbroschur
ISBN-13: 978-3-453-43810-1
Originalpreis: 12,99€

Klappentext:
Ein tödliches Grippevirus grassiert in den USA. Während Chaos um sich greift, flieht eine Gruppe ganz unterschiedlicher Menschen in einen unterirdischen Luxusbunker – das Sanctum –, ihre eigene, sich selbst versorgende Welt. Doch schon bald befeuern Abschottung und Enge erste Spannungen unter den Bewohnern. Als der Erbauer des Bunkers tot aufgefunden wird, bricht Panik aus. Mit ihm ist der Code zum Öffnen der Türen verloren. Der Sauerstoff wird knapp. Die Wasservorräte schwinden. Der Kampf ums Überleben beginnt. 

Meinung: 
Das Cover des Buches ist ein Eyecatcher, besticht aber gleichzeitig auch durch seine Ironie auf den Inhalt des Romans bezogen. Die Aufmachung des Buches gefällt mir eigentlich ziemlich gut, allerdings ist der Umschlag extrem anfällig für unschöne Fingerabdrucke, was vermutlich am Material liegt. Im Buch gibt es einen Lageplan des Sanctums, der grob verdeutlicht, auf welcher Etage sich was befindet. Der Klappentext lässt auf eine gute und vor allem spannende Survival-Story hoffen.

Die Handlung des Romans ist vom ersten Moment an sehr charakterfokussiert. Dabei hat jede Wohnungseinheit des Sanctums ihren eigenen Perspektivträger, wodurch man einen guten Einblick in das Leben der Charaktere erhält. Während der Prolog ein Vorgriff auf die späteren Ereignisse darstellt, geht es die ersten 100 Seiten eher gemächlich zu und alle Charaktere werden erst einmal vorgestellt. Wie man sich schon denken kann, ist der Teil der Geschichte allerdings nicht sonderlich spannend und das bleibt auch lange so, da sich der Roman so sehr auf die Charaktere versteift, dass man wenig über die Gesamtsituation erfährt. Richtige Gedanken ums Überleben machen sich selbst die Prepper lange Zeit nicht wirklich. Auch über den Virus erfährt man eigentlich gar nichts, auch wenn das an sich nicht so schlimm ist, da sich die Handlung komplett auf den Bunker konzentriert. Aber dennoch wären mehr Hintergrundinformationen und vor allem aktivere Charaktere schön gewesen. Generell wird man hier sehr langsam auf die Spannungsmomente vorbereitet und es gibt durchaus sehr intensive Momente, gerade gegen Ende hin. Da begann die Geschichte für mich richtig gut zu werden – wenn nicht das letzte Kapitel wäre, das alles irgendwie in ein falsches Licht rückt und den Leser etwas irritiert zurücklässt. Was mit Greg Fuller und den anderen passiert ist, ist auf jeden Fall echt gut geschrieben und ich hatte zwar eine leichte Ahnung, hätte es aber nie für möglich gehalten.

Die Träger der Geschichte und gleichzeitig ihr größtes Problem sind die Charaktere. Sie alle sind spannende Figuren, aber leider flach und stereotyp. Der gottliebende Ausländerhasser, der immerzu versagende Alkoholiker, die Snobs mit Hündchen, der zockende Asiate,… an sich ist es interessant, solche Charaktere aufeinander treffen zu lassen, aber man hat das Gefühl, dass sie sich alle zu sehr auf diese Eigenschaften konzentrieren. Andere Bücher und Serien zeigen, dass man in Ausnahmesituationen auch kurzzeitig zusammenarbeiten kann. Zusammenarbeiten heißt hier eigentlich sich gegenseitig zu ignorieren und nicht umzubringen. Je weiter die Handlung voranschritt, desto unglaubwürdiger ist das Verhalten der Personen teilweise. Und vor allem scheinen sie alle ihr eigenes Ding zu drehen. Es gab sehr gute Ansätze wie die Geschichte zwischen Tyson und James, aber das waren zwei Charaktere, die tatsächlich mitunter am unschärfsten gezeichnet wurden. Gerade Tyson versteht man bis zum Ende kaum, was sehr schade ist.

Der Schreibstil der beiden Autorinnen ist nüchtern und ungeschönt. Die Geschichte wird durch die Präsensform angespannter, was sehr zur Atmosphäre beiträgt. Der nüchterne Ton lässt die Handlung allerdings am Leser abprallen. Dadurch ist es schwer, eine Sympathie für die Charaktere zu entwickeln und den ganzen Bunker nicht nur als eine Art Forschungsprojekt zu betrachten, bei dem man zusieht. Denn selbst mit den vielen Morden wird es erst am Ende einigermaßen spannend.

„Under Ground“ ist ein solider Thriller, der aber leider zu wenig Schwerpunkt auf die Handlung an sich legt und die flachen Charaktere in den Vordergrund rückt. Ein richtiges Katastrophenszenario kann hier gar nicht aufkommen, da diese so gelassen wirken und sich eigentlich hauptsächlich Gedanken zum Ausbruch aus dem Bunker machen, nicht aber zum Überleben an sich. Dabei wären auch Kämpfe um Wasser und Essen spannend gewesen, die hier aber selten trivial abgehandelt werden. Alles in Allem zeigt der Roman aber eine interessante charakterdominierte Überlebensgeschichte.

Fazit: 
Dieser Survival-Thriller bietet ein sehr interessantes Thema, das aber leider mit klischeehafter Handlung und Charakteren umgesetzt wird und die eigentliche Thematik oft in den Hintergrund rückt.

Gesamt: 3/5

Inhalt: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Schreibstil: 3/5

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