Freitag, 2. Juni 2017

[Im Gespräch] ... mit Jenny Karpe

© by Christiane Hibbe
Heute möchte ich euch die Autorin der Dystopie »Zwei Kontinente auf Reisen« etwas näher vorstellen. Ganz aktuell steht sie auf der Shortlist des Deutschen Phantastik Preis 2017 und darf sich mit namhaften Größen messen. Nicht umsonst sind auf der Liste Namen wie Kai Meyer, Markus Heitz, Andreas Eschbach oder Stephen King zu finden.
Ich selbst durfte Jenny als eine sehr lebensfrohe und leidenschaftliche Person kennenlernen, deren Ideen oft außergewöhnlich verrückt sind. In dem Sinne schlug ihr Roman letztes Jahr auch Wellen, als sie versuchte, die Rohfassung in drei Tagen zu schreiben. Aber ich will gar nicht zu viel vorweg nehmen. Bühne frei für Jenny Karpe und ihren Roman!

Zwei Kontinente auf Reisen
von Jenny Karpe
333 Seiten
ISBN: 978-3-7380-8226-5
Erschienen am 31.08.2016
Ebook
2,99 €
Verlagsseite
Meine Rezension


Inhalt:
Auf einem Felsen mitten im Meer liegt Kiras und Aarons Heimat. Nichts geht hier mit rechten Dingen zu: Die Sterne bewegen sich nie, täglich bebt der Boden und die Bewohner leben in ständiger Angst, dass ihre Insel zerbricht. Ausgerechnet die verfeindeten Völker Ruan und Amerika müssen sich dieses Stück Land teilen. Als sie eine Grenze ziehen, trennen sie auch die Freunde Kira und Aaron. Für die Rettung ihrer Heimat müssen die beiden alle Regeln brechen und eine Reise ins Ungewisse auf sich nehmen, von der jede Wiederkehr ausgeschlossen scheint.

© by  Julian Huchtmann
Jenny Karpe wurde 1996 in Bad Oeynhausen geboren und lebt seither dort. Derzeit studiert sie Medienproduktion und arbeitet bei einer regionalen Tageszeitung. Die Liebe zum Wort begleitet sie fast ihr ganzes Leben lang, mit sechs Jahren schrieb sie erste Geschichten und mit zwölf ihren ersten Roman. Von niedlichen Gruseltexten über zeitreisende Delfine und majestätische Drachen gelangte sie schließlich ins Genre der Dystopien, Thriller und Fantasy, wo sie sich am liebsten austobt. »Zwei Kontinente auf Reisen« ist ihr Debütroman.

1. Liebe Jenny, danke, dass du dir die Zeit für meine Fragen nimmst. Dein Debütroman ist ja nun seit August 2016 veröffentlicht. Und nun steht er neben bekannten Romanen wie „Die Magie der Namen“ auf der Shortlist des Deutschen Phantastik Preis 2017 in der Kategorie Debütroman. Woher kam deine Idee für „Zwei Kontinente auf Reisen“ und den ungewöhnlichen, völlig unerwarteten Plottwist darin? 

Hallo liebe Diana! Danke erst einmal, dass ich hier sein darf. Und vielen Dank für das Lob, meine Plot Twists liegen mir immer besonders am Herzen! Die Idee zum Roman entstand zufällig und sah anfangs noch ganz anders aus. Ich habe nicht mehr viele Notizen aus der Anfangszeit, aber statt einer Insel sollte es zunächst eine gigantische Wippe geben, auf der die Völker leben mussten, und Augustin war die Hauptfigur. (Für mich ist er das immer noch ein bisschen, hihi). Irgendwie mischten sich dann aber Kira und Aaron ein, und eins führte zum anderen. Die Idee zum Plot Twist (ich spoilere an dieser Stelle mal nicht) ... puh, das kann ich auch nicht so recht sagen. Ich mag es, wenn etwas völlig Unerwartetes geschieht, was aber - wie man beim zweiten Lesen bemerkt - sogar angekündigt wurde. Das nennt sich Foreshadowing: Hinweise geben, aber nicht zu viel verraten. Für mich ist das ein Drahtseilakt, der das Schreiben an sich viel spaßiger und spannender macht. Plot Twists sind dann der Höhepunkt des Ganzen, die müssen bei mir eigentlich immer sein. Aber wie ich auf die Ideen komme, ist mir meist ein Rätsel.

2. Deinen Roman hast du ja in einer Rekordzeit von drei Tagen geschrieben – hast du so etwas nochmal vor? Wie war die Erfahrung für dich? 

Da muss ich dich ein bisschen korrigieren: Ich habe die ersten 50.000 Wörter in drei Tagen geschrieben, der Roman hat im Anschluss 20.000 mehr bekommen. Aber ja, das war ganz schön nervenaufreibend und eine echt einmalige Erfahrung. Denn ich werde das nicht wiederholen, weil es für mich mit einem großen Shitstorm (vor allem auf Facebook) verbunden war. Natürlich hat mich das auch angespornt, trotzdem gab es sehr viele Leute, die meinten, ich würde die deutsche Literatur zerstören oder so etwas. Dabei war das Ganze lediglich ein Experiment: Kann man mit einem ausführlichen Plot (der vorher recht detailreich, aber nicht zu statisch aufgestellt wurde) den Roman in einem Stück schreiben? Kurz gesagt: Jein. Es gab einige Passagen, die wirklich nicht schlecht waren, aber auch andere, die dann eben komplett raus und neu geschrieben werden mussten. Insgesamt gab es acht Fassungen, eine Betarunde mit sechs Betalesern und ein professionelles Lektorat, von der "Drei-Tages-Version" ist also nicht mehr so viel übrig. Letztlich habe ich genau so lange an dem Roman gearbeitet wie an einem normal-schnell geschriebenem auch. Allerdings hatte ich nach diesen drei Tagen eine wirklich beachtliche Grundlage und auch den Ansporn, den Roman fertigzuschreiben. Andernfalls wäre er vielleicht immer noch nicht geschrieben worden, so hatte das sogar etwas Gutes.

3. Wann dürfen wir denn mit einer Fortsetzung von deinem Debüt rechnen? Hast du schon mit dem Schreiben begonnen? 

Das habe ich, die ersten 80.000 Wörter stehen auch schon in der Rohfassung, allerdings wende ich mich derzeit eigentlich einem anderen Projekt zu, an dem ich schon seit 2014 arbeite. Wann ich die »Zwei Kontinente am Abgrund« (Arbeitstitel) veröffentliche, ist leider noch völlig offen.

4. Hast du noch andere Projekte neben „Zwei Kontinente auf Reisen“, auf die wir uns freuen können?
Jup! Einmal mein "Ich-habe-kein-klares-Genre"-Liebling »Phaenom«, an dem ich wie gesagt seit 2014 herumkrümele, und vermutlich ein Fantasyprojekt mit dem Arbeitstitel »Die stummen Zauber des Adam Sparrow«, das ich im November schreiben möchte. So viele Bücher, so wenig Zeit!

5. Wie kamst du zum Schreiben? 

Das kann ich leider auch nicht so genau sagen. Meine erste Geschichte habe ich einige Wochen nach meiner Einschulung geschrieben, das war eine niedliche Gruselstory mit sehrsehr vielen Fehlern und sehrsehr wenig Inhalt. Danach ging es weiter mit zeitreisenden Delfinen, meinem Drachenroman (den ich mit 12 geschrieben habe) und schließlich vielen Kurzgeschichten. Aus einer davon ist »Phaenom« entstanden, während ich mittlerweile fast ausschließlich Romane schreibe und sie auch von Anfang an als solche plane. Wenn ich gefragt werde, warum ich überhaupt schreibe, kann ich meist nur "Es gehört einfach zu meinem Leben dazu" stammeln.

6. Was inspiriert dich beim Schreiben? Hast du vielleicht literarische Vorbilder? 

Da ich mich viel in Schreibforen wie der Schreibnacht oder dem Tintenzirkel herumtreibe, inspirieren mich sehr viele Kolleginnen und Kollegen, vor allem durch den guten Austausch. Literarische Vorbilder habe ich eigentlich nicht, ich lese meist nicht nach Autor, sondern nach Genre, Thema, Empfehlung. So bekomme ich mehr Eindrücke, als mich nur auf einen Autor zu fokussieren. Da ich gar nicht soo viel lese, bin ich damit ganz zufrieden. Die größte Inspiration kommt übrigens von meinen Reisen (das klingt jetzt etwas ... goethesk), Pinterest und aus der Musik.

7. Apropos Musik, du hegst ja eine große Leidenschaft dafür, die du neben deiner Vinyl-Sammlung auch in deinem Blog ausdrückst. Gibt es Songs, die du mit deinem Roman verbindest? 

Eigentlich immer! Meistens lege ich eine Spotify-Playlist an und packe Songs hinein, die entweder musikalisch oder sogar vom Titel und den Lyrics passen. Die Playlist zu »Zwei Kontinente auf Reisen« habe ich ehrlich gesagt so sortiert, dass sie den Verlauf der Geschichte wiedergibt, die ist also ein massiver Spoiler. :D Ich habe aber auch bestimmte Künstler, die ich immer wieder beim Schreiben höre, weil sie zu meiner Stimmung passen. Adam Young, Schiller (Musikprojekt von Christopher von Deylen), Fenech-Soler, diverse Filmsoundtracks, The Alan Parsons Project und Genesis gehören definitiv dazu und sind später auch auf vielen Roman-Playlisten zu finden, weil sie mich beim Schreiben begleitet haben.

Spotify-Playlist zu »Zwei Kontinente auf Reisen«

   

8. Was liest du selbst denn gern für Romane? Hast du vielleicht einen Buchtipp für uns? 

Dieses Jahr haben mich »Ready Player One« von Ernest Cline und der Zeitreisenroman »Die unerwartete Gabe des Joseph Bridgeman« sehr mitgerissen, beide waren sehr spannend und rätselhaft. Ich bin leider ziemlich erbsenzählerisch bei Romanen und suche besonders bei deutschen Exemplaren nach Fehlern. Da ich viel betagelesen habe, ist das leider kaum wegzubekommen, weshalb ich seit diesem Jahr vermehrt englische Texte lese. Nicht, weil ich denke, dass ich gut Englisch kann, sondern damit ich Bücher wieder genießen kann.
Ansonsten kann ich den »Marsianer« von Andy Weir, den »Wolkenatlas« von David Mitchell und »Draußen vor der Tür« von Wolfgang Borchert wärmstens empfehlen.

An dieser Stelle möchte ich Jenny noch einmal für die Zusammenarbeit danken. Falls ihr noch Fragen an die Autorin habt, beantwortet sie diese sicherlich gerne in den Kommentaren. :) 

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