Samstag, 5. August 2017

[Rezension] Die Buchspringer von Mechthild Gläser

Titel: Die Buchspringer
Autor: Mechthild Gläser
Genre: Jugendbuch, Fantasy
Erscheinungsdatum: 17.10.2016
Seiten: 384
Verlag: Loewe
Format: Taschenbuch
ISBN-13: 978-3-7855-8595-5
Originalpreis: 9,95€

Klappentext: 
Während des Sommerurlaubs auf einer vergessenen Shetlandinsel erfährt Amy, dass sie als Mitglied der Familie Lennox of Stormsay über die Fähigkeit verfügt, in Bücher zu reisen und dort Einfluss auf die Geschichten zu nehmen. Schnell findet Amy Freunde in der Buchwelt: Schir Khan, der Tiger aus dem Dschungelbuch, hat stets wertvolle Ratschläge für sie, während Goethes Werther zwar seinen Liebeskummer in tintenhaltigen Cocktails ertränkt, Amy aber auch ein treuer Freund ist, seit sie ihn vor den Annäherungsversuchen der Hexen aus Macbeth gerettet hat. Lediglich die Idee, Oliver Twist Kaugummi zu schenken, war nicht die beste … 
Doch bald merkt Amy, dass die Buchwelt nicht so friedlich ist, wie sie zunächst scheint. Erst verschwindet Geld aus den Schatzkammern von Ali Baba, dann verletzt sich Elizabeth Bennet auf dem Weg zum Ball mit Mr Darcy, sodass eine der bekanntesten Liebesgeschichten der Weltliteratur im Keim erstickt wird. Für Amy ist klar: Sie muss den Störenfried stellen! Doch erst, als sich die Zwischenfälle auch auf die Realität auswirken und schließlich sogar ein Todesopfer fordern, wird Amy klar, wie ernst die Bedrohung ist. Worauf hat es der geheimnisvolle Attentäter wirklich abgesehen? 

Meinung: 
Fast jeder Bibliophile liebt sie: Bücher über Bücher – die Thematiken, möchte man meinen, wurden schon zur Gänze ausgereizt. Tintenherz, Die Seiten der Welt, Der Geist der Bücher und Odessa und die geheime Welt der Bücher sind nur einige wenige, die ich selbst dazu gelesen habe. Kann da überhaupt noch etwas Neues kommen? Oder wurde der Stoff bereits bis auf den Grund ausgeschöpft? Mechthild Gläser jedenfalls traut sich und vermischt alte Elemente mit neuen. Kann sie damit überzeugen?

Und ob! Die Handlung ist zwar nicht herausragend komplex, aber dafür doch auf eigene Art originell. Es hat ein bisschen was von einer Mischung aus Fantasy- und Kriminalroman, was aber hervorragend kombiniert wird. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Geschichten, die Amy besucht und die beklaut werden. Die literarischen Anspielungen sind dabei wirklich genial inszeniert. Vor allem bedient sich die Autorin hier der Klassiker: Die Leiden des jungen Werthers, Sherlock Holmes, Macbeth und Stolz und Vorurteil sind nur einige wenige der erwähnten Geschichten. Amys persönliches Buch ist Das Dschungelbuch. Aber sie hat nicht viel Zeit, sich mit ihrem Buch auseinanderzusetzen, immerhin geht in der Buchwelt ein Dieb und Mörder umher, den es zu finden gilt. Dabei bekommt Amy tatkräftige Unterstützung und in gewissen Punkten bleibt die Geschichte lange undurchschaubar. Es ist ein bisschen verrückt, aber gleichzeitig hat man das Gefühl, man könnte Amy und Stormsay jederzeit besuchen, weil die Geschichte dann doch wieder so bodenständig ist. Auch die Nebenstränge waren interessant und haben der Geschichte mehr Lebendigkeit gegeben. Ein – meiner Meinung nach – großes Plotloch gab es aber trotzdem, denn es wird nie erklärt, warum genau die Buchspringer die Bücher überhaupt beschützen müssen.

Die Charaktere der Geschichte sind ziemlich vielfältig und manche konnten mich voll überzeugen, manche weniger. Amy ist die Protagonistin der Geschichte und ein ziemliches Mauerblümchen – aber mit Begründung, was ich wirklich gut fand. Die graue Maus, die sich selbst nicht hübsch findet, ist ja ein Motiv, das mittlerweile schon völlig ausgelutscht ist. Trotzdem wirkt es bei Amy nicht aufgesetzt und man kann sich wirklich gut in sie hineinversetzen. Ihr Hintergrund ist ausgearbeitet. Auch Will, der im Buch ebenfalls eine große Rolle spielt, wird gut skizziert und wirkt authentisch. Im Grunde gilt das eigentlich für die meisten Charaktere, auch wenn man nur von wenigen die Hintergründe erfährt. Ganz furchtbar fand ich allerdings Amys Mutter Alexis. Sie scheint sich gar nicht dafür zu interessieren, was auf der Insel vorgeht und Amy lässt sie auch ein bisschen links liegen. Aber ansonsten geben die Charaktere – auch die literarischen – ein gelungenes Repertoire ab.

Der Schreibstil der Autorin ist vor allem als malerisch und ausschmückend zu bezeichnen. Ihre Beschreibungen sind sehr atmosphärisch, weswegen es einem leichtfällt, intensiv in die Geschichte einzutauchen. Ihr Stil ist mitreißend und flüssig. Obwohl sie den literarisch anspruchsvollen Charakteren durchaus eine angemessene Sprachwahl gibt, ist der Roman für jugendliche Leser absolut angemessen.

Es gab ein paar Punkte im Roman, mit denen ich nicht ganz glücklich war, aber insgesamt hat mich das Werk trotzdem beeindruckt, gerade weil die Plotelemente so schlicht und durchschaubar waren. Die Verbindung der Kapitel mit der verbrannten Geschichte des Buches ist auch sehr gelungen. Das Lesen macht auf jeden Fall irgendwie glücklich und es ist durchaus eine Möglichkeit, jugendliche Leser an die Klassiker der Weltliteratur heranzuführen. Da bekommt man gleich Leselust darauf. Trotzdem fand ich gerade die Prämisse des ganzen Romans etwas dürftig. Buchspringer schön und gut, aber wofür? Das hätte man einfach besser erklären und untermalen müssen.

Fazit:
Die Buchspringer ist vor allem ein Liebhaberroman und richtet sich ganz offensichtlich an ein jugendliches Publikum. Die Geschichte ist zauberhaft geschrieben und die krimiartige Handlung durchaus fesselnd. Wer sich nicht daran stört, dass nicht alles ganz stimmig wirkt, darf beherzt zugreifen.

Inhalt: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 5/5
Schreibstil: 5/5

Gesamt: 

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